Die Künstlerin ist in Nürnberg geboren und verliess Deutschland 1976 nach schweren Kinder- und Jugendjahren, um sich in der Schweiz niederzulassen. Sie heiratete den Neurologen Erich Riederer und hat vier Kindern das Leben geschenkt. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Mutter und in der Praxis ihres Mannes hat sie ihre kreativen Bedürfnisse und Begabungen immer wieder mit ihrem Flair für Kunst, Mode und Gestaltung unter Beweis gestellt. Als die Kinder flügge wurden, begann sie vermehrt, ihrem Kreationsdrang nachzugehen, zu malen und pflegte einen eigenen Handel mit kunstvollen und dekorativen Mode-Accessoires. Dazwischen hatte sie schon immer expressiv gemalt und sich autodidaktisch weitergebildet.
Ab 2005 begann sie im eigentlichen Sinne sich der Malerei zuzuwenden. Sie fühlte sich zutiefst angesprochen von der Malerei des abstrakten Expressionismus, insbesondere von der Kunst des Amerikaners Jackson Pollock. Die Künstlerin entwickelte ihre eigene Methode des «action paintings» und verlieh ihr im Laufe der Zeit ihren eigenen charakteristischen Ausdruck. Eine starke Faszination und innere Betroffenheit verspürt die Künstlerin auch bei der symbolistischen Malerei des Norwegers Edvard Munch. Seine interpretatorischen Darstellungen der Weltangst (z.B. «Der Schrei», 1893) prallte mit ihrer eigenen tief verwurzelten Angst zusammen, welche sie seit ihrer Geburt begleitet und die sie in Bildern aus sich herauszuschreien versucht.
Ihre eigene Methode ist immer aufs Neue Form werdende Biografie – unterteilt in vier aufeinander folgende Phasen: Die erfahrene Gewalterziehung legt sich nieder in der Basis-Grundierung, in der die Person festgelegt ist. Die darauf folgende Farbgebung, die der kosmetischen Pädagogik entspricht, zeigt das adrette Bild, welches sie als Kind vortäuschen sollte. Die dritte Phase ist geprägt von dunklen Einmischungen, die eine erste Ausdrucksweise von depressivem Erleben hergeben. Doch: Die in der Erziehung erstarrte Individualität kann die vorgegebene pädagogisch eingepresste Arretierung noch nicht sprengen, die Depression prägt das Bild. Der eruptive Befreiungsschlag folgt dann in der vierten und letzten Phase. Die Hoffnung auf eigene Individuation in neuer Gestaltwerdung keimt auf.
Die Folge ist, dass die Bilder von Elisabeth Riederer weder den Schrei, die Angst, die Wut und andere emotionale Facetten des Lebens symbolisieren, sondern deren lebendige Farb- und Formwerdung Akt durch den Ausdruck von Affekten. Der Künstlerin gelingt es auf diese Weise, eine Selbstdarstellung des Ausdrucks auf die Leinwand zu bringen. Die dabei entstehenden farbgewaltigen Bilder evozieren im Betrachter feurig-vulkanische Fantasien wie auch Vorstellungen überschäumender Springquellen und emotionaler Geysire.
© 2010 by E. Riederer